Die Raumkante beeinflusst die Akustik eines Raumes durch Störungen stärker als der Nachhall. Bei Messungen hingegen fallen – aus technischen Gründen und bisher – solche Störungen der Raumkanten mit in den sog. Nachhall hinein. … und haben zu dem Missverständnis geführt, dass eine geringe Nachhallzeit auch für gute Sprachverständlichkeit sorge. So lautet es zumindest in der Norm (DIN 18041) – während in der Akustikbranche kein Geheimnis ist: „Ein kurze Nachhallzeit bedeutet noch lange keine gute Sprachverständlichkeit.“
Und also muss man versuchen, die Akustik eines Raumes über andere Daten zu beleuchten, als über die Nachhallzeit…
Im „Prüfbericht mit Begutachtung“ der SG-Bauakustik (Institut für schalltechnische Produktoptimierung; Mülheim/Ruhr) tauchen Messungen zum Ablenkungsabstand und zum Vertraulichkeitsabstand auf. Was hat es damit auf sich?
Zum einen wird der Vertraulichkeitsabstand innerhalb der Norm, DIN 3382-3, gar nicht mehr verwendet. Das aber ist dem Akustiker nicht anzuhängen: Mit Gültigkeit 2022-04 ist eine neue Fassung der Norm herausgebracht worden – jenem Monat, in dem SG-Bauakustik die Messungen vor Ort bereits vorgenommen hatte.
Zum anderen überprüft man mit solchen Messungen üblicherweise die gegenseitigen Störungen mehrerer Personen in einem Raum: in Großraumbüros. – In Kommunikationsräumen werden solche Kriterien eigentlich nicht erfasst.
Ablenkungsabstand
Der ABLENKUNGSABSTAND beschreibt, ab welchem physischen Abstand zu einer sprechenden Person diese so klar klingt, dass man unwillkürlich aus der eigenen Arbeit und Konzentration herausgerissen, nämlich man „abgelenkt“ wird. In Abständen oberhalb dieses Wertes liegen STI-Werte unterhalb von 0,5 vor. – Dieser Abstand beträgt für das ReFlx®-System im untersuchten Raum 49,6 m.
Vertraulichkeitsabstand
Der VERTRAULICHKEITSABSTAND ist jener Abstand zu anderen Personen, in dem auch Teile eines Sprachtextes noch gerade entschlüsselt werden können, also mehr sind als Geräuschkulisse. In diesem Abstand herrscht ein STI-Wert von nur noch 0,2. – Dieser Abstand wird für das ReFlx®-System und im untersuchten Raum mit 101,2 m beschrieben.
Beide Werte machen deutlich, wie extrem klar die für die Sprachverständigung relevanten Frequenzanteile im Gesamtschallereignis enthalten sind. Berücksichtigt man, dass die STI-Werte in der größten und in der kleinsten Distanz am höchsten sind (ca. 2,5 m und ca. 7,5 m), während die Werte in der mittleren Distanz von ca. 4 bis 6 m zumindest in analytischen Zahlenwerten tendenziell schlechter ausfallen, so wird deutlich, wie ausgewogen die Klarheit von Sprache im gesamten Raum durch das ReFlx®-System wird.
Beide Werte – Ablenkungsabstand und Vertraulichkeitsabstand – lassen bereits erahnen, dass etwas bei der Berechnung solcher Werte und Marken nicht ganz stimmig ist: Über diese großen Distanzen würde die Luftdämpfung nämlich längst ihr Übriges tun, ehe diese Abstände physisch erreicht wären.
Schwächen in der Analyse
Vergleichbar sieht es mit der Nachhallzeit aus. An niemanden aus der Akustikbranche erinnere ich mich, der mir nicht eingeräumt hätte, dass eine kurze Nachhallzeit keineswegs zugleich ein Parameter für gute Sprachverständlichkeit sei. Und das ist eher eine Selbstverständlichkeit, als ein Geheimnis in der Branche.

Blieben also die STI-Werte (speech transmission index), um Sprachverständlichkeit transparenter zu machen. Misslicherweise fließt in die Berechnung der STI-Werte wiederum der Nachhall ein. Der Nachhall hingegen hat zwar etwas zu tun mit dem subjektiven Komfortempfinden, weniger mit der Klarheit von Klang und Sprache. – Wo hier also auch STI-Werte eine eingeschränkte Aussagekraft besitzen, da sollen nun Ablenkungsabstand und Vertraulichkeitsabstand etwas Klarheit in die Analyse bringen: Die Transparenz der Sprache – insbesondere in den mittleren und höheren Frequenzen.
Was ist denn „Nachhall“?
Der Nachhall an sich ist nicht dasselbe, was von Mikrofonen erfasst wird: Mikrofone finden ein Gesamtschallereignis vor, in das auch diffuse und chaotische Reflexionen aus dem Raum – eben jene aus den Raumkanten – mit einfließen. Der eigentliche „Nachhall“ jedoch sind geregelte Rückwürfe, die mehr oder minder klare Schallsignale abbilden (eindrücklichstes Beispiel: das so genannte Echo, das deutlich als Abbild des ursprünglichen Signals wiedererkannt werden kann).
Nachhall – im Gegensatz zum Echo – wiederum ist ein so frühes „Echo“, dass es nicht explizit als getrenntes Schallereignis wahrgenommen wird.
Diffusion führt zu einer starken Zerstreuung von Schallenergie, sodass diese kein Signal mehr darstellt – aber als unterschwelliges Klangvolumen wahrgenommen wird. Die im Kantenvolumen aufgestaute Energie kann eher der Diffusion zugeordnet werden, weil diese ebenfalls kein Signal mehr abbildet. Wiederum diese Energie aus den Raumkanten jedoch muss ausgeschaltet werden, weil die als sehr energiereiche Störung in den Raum geworfen wird.
Der gemessene Nachhall im Kölner Wasserspeicher: 26 sec.
Der lange Nachhall im 1984 zwecks Sanierungsarbeiten trocken gelegten Wasserspeicher etwa hatte wenig mit Diffusion zu tun, weil regelmäßige Wandprofile und eckige Säulen regelmäßige Rückwürfe zulassen – während etwa runde Stützsäulen in Kirchenhallen zusätzlich für Diffusion sorgen.
Die Raumkanten aber – auch wenn sich die Wissenschaft schwer tut, das anzuerkennen – erzeugt durch das konzentrierte „Einsammeln“ bloßer Energie für einen hohen Schalldruck, der allein als chaotisches Geräusch, als Störung, jedoch nicht mehr als „Signal“ in den Raum zurückgeworfen wird.

Das ReFlx®-System behebt die Mängel und Unausgewogenheiten des Schalls in einem Raum: Das Störpotenzial der Raumkanten wird ausgeschaltet – und zugleich und mit ein und demselben Element werden die mittleren und höheren Frequenzen optimal unterstützt.